Aktuelle Ernährungsmedizin 2009; 34: S39-S43
DOI: 10.1055/s-0028-1090140
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Dem Hunger davonrennen?

Körperliche Bewegung als Modulator von Hunger und SättigungRunning Away From Hunger?Physical Exercise as a Modulator of Hunger and SatietyD.  König1
  • 1Abteilung Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Medizinische Universitätsklinik Freiburg
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Publication Date:
23 March 2009 (online)

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Zusammenfassung

Neben der Ernährung spielt körperliche Aktivität eine wichtige Rolle zur Erzielung einer ausgeglichenen oder negativen Energiebilanz. Dies scheint jedoch in erster Linie auf den sportinduzierten Energiemehrverbrauch und nicht auf eine ausgeprägte Hemmung des Appetits nach Sport zurückzuführen zu sein. Entsprechend konnte nur eine schwache Beziehung zwischen sportinduziertem Energiemehrumsatz und nachfolgender Nahrungsaufnahme nachgewiesen werden. Mehr als 65 % der zu diesem Thema durchgeführten Interventionsstudien zeigten überhaupt keinen Einfluss von Sport auf die Energiezufuhr in der Nachbelastungsphase. Wie stark das Hungergefühl nach körperlicher Aktivität ist, hängt von der Intensität, der Dauer, der Belastung und der Fitness der Probanden ab. Insbesondere nach hochintensiven Belastungen ist der Appetit geringer oder vollständig supprimiert. Diese akute Belastungsanorexie erklärt sich sowohl durch die sportinduzierte Blutumverteilung in die Arbeitsmuskulatur als auch durch das Einsetzen der physiologischen katecholaminergen Stressreaktion. Langfristig bewirkte der sportinduzierte Energiemehrumsatz bei einem Teil der Personen keine Erhöhung der Nahrungszufuhr, während ein anderer Teil die potenzielle negative Energiebilanz durch vermehrtes Essen kompensierte. Die Gründe für dieses unterschiedliche Essverhalten sind nach wie vor nicht ausreichend erforscht.

Abstract

Besides nutrition, physical activity plays an important role for balanced or negative energy levels. This seems to be due mainly to the activity induced increase in energy consumption than a pronounced appetite suppression after sports activities. Correspondingly, only a weak correlation was found between the exercise induced increase in energy consumption and subsequent food intake. More than 65 % of intervention studies conducted on this topic showed no influence at all of exercise on the energy intake during the post-exertion period. The extent of feelings of hunger after physical activity depends on the intensity, duration, exertion, and the subjects’ fitness. Especially, after high-intensity exercise, appetite may be decreased or completely suppressed. The explanation for this acute post-exercise effect lies in the exercise induced redistribution of blood into the working muscles as well as in the onset of the physiological catecholaminergic stress reaction. In the longer term, the exercise induced increase in energy turnover did not result in an increased food intake in some people, whereas others compensated for the potentially negative energy balance by eating more. Further research is needed to explain the reasons for these differences in eating behaviour.

Literatur

Prof. Dr. Daniel König

Abteilung Prävention und Rehabilitative Sportmedizin, Universitätsklinikum Freiburg

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Email: Daniel.koenig@uniklinik-freiburg.de